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Schlechtwetterkiller in Paffendorf


Und dann, kaum sind wir in der Galerie angekommen, Frühling, richtiger, echter Frühling, denn an den Wänden hängen Blumen, richtig leuchtend bunte Blumen. Mohnblüten und Margeriten, Tulpen und Calla, Echenazea, Calla, Rittersporn und viele mehr haben sich  

Schlechtwetterkiller in Paffendorf

Allgemein neige ich nicht dazu über Dinge, die ich sowieso nicht ändern kann, lange zu lamentieren. Aber was diesen Sommer angeht, also da kann doch selbst der Friedfertigste aggressiv und das fröhlichste Gemüt depressiv werden.

Also hat es schon einiges gebraucht, damit ich – anstatt mir zu Hause die Decke über den Kopf zu ziehen, um das Elend da draußen nicht länger sehen zu müssen, den Weg nach Schloss Paffendorf gewählt habe.

Papier + Farbe + Wasser = Aquarell

Nett, wie Heinz Abts, der vom 16. August bis 19. Oktober in der Galerie des Schlosses seine Bilder ausstellt, die Kunst der Aquarellmalerei auf den Punkt bringt. Mir viele zu der Kombination ja noch das ein und andere ein, was im Ergebnis nicht unbedingt sehenswert wäre, aber sein feinsinniger Humor gefällt mir und ich bin gespannt, was mich erwarten wird.

Frühling mitten im Herbst

Eiligen Schrittes überqueren den Schlosshof, immer in Gefahr entweder weggeweht zu werden oder vom nächsten Wolkenbruch erwischt zu werden zu werden, also richtig herbstlich und das mitten im August. Und dann, kaum sind wir in der Galerie angekommen, Frühling, richtiger, echter Frühling, denn an den Wänden hängen Blumen, richtig leuchtend bunte Blumen. Mohnblüten und Margeriten, Tulpen und Calla, Echenazea, Calla, Rittersporn und viele mehr haben sich hier zu einem farbenprächtigen Blütenmeer zusammengefunden. Und, anders als man das vielleicht von Aquarellen erwarten würde, diese Blumen kommen zwar in zarter Technik, dafür aber in kräftigen, ja leuchtenden Farben daher und muntern mein vor lauter grau in grau auch schon ganz tristes Gemüt gleich mal mächtig auf. Das ist Durchatmen für die Seele.

Gottes großer Tiergarten

Und dann mache ich mich auf meinen Rundgang, um zu schauen, was er denn sonst noch so malt, treffe auf Tanzpaare, eine Ballerina, Geometrie, Gesichter, die mich fragend verzerrt anschauen und vieles mehr. Nein, Abts beschränkt sich nicht nur auf Blumen. Aus anderen Ausstellungen und bei meiner Recherche über ihn finde ich heraus, dass er so gut wie alles malt. Sein „Markenzeichen“: Aquarell und überwiegend kräftige Farben.

Der malende „Banker“

Nachdem ich mir einen ersten Überblick verschafft habe, folgt das, das was wohl bei keiner Vernissage fehlen darf, ich aber in den wenigsten Fällen wirklich verstehe, nämlich eine Ansprache. Die allerdings hält der Künstler selbst. Kurz zitiert er aus Wikipedia über die Technik der Aquarellmalerei und ein feines Lächeln umspielt dabei seine Mundwinkel. Anscheinend nimmt er selbst nicht so ganz ernst, was da aus „berufenem“ Mund beziehungsweise Feder zu lesen ist. Kurz erzählt er aus seinem Leben und wie er, der spät berufene, erst im Anschluss an seine berufliche Und weil er das so nett und prägnant rüberbringt, bleibt einem zum Glück keine Zeit für’s große Gähnen.

Der Tanz der Pinsel

„Früher“, so erzählt er, „hätte er gern und oft mit seiner Frau getanzt. Aber nun, da ihn die Malerei gefangen hält, fehlt im schlichtweg die Zeit dazu.“ An der Frau an seiner Seite kann es nicht liegen, denn die, die selbst einen Teil ihrer Zeit mit Porzellanmalerei verbringt, hat ihn nach Kräften bei der Organisation dieser Ausstellung unterstützt. „Aber nun tanze ich meist mit meinen Pinseln“, schmunzelt er und weist auf einige Bilder, die eben genau diesen Titel tragen: Tanz der Pinsel. „Wenn Sie genau schauen“, erklärt er, „dann sehen Sie auch, welchen Weg sie über das Papier genommen haben“.

Reden wir über Hühner, Herr Abts

Die in Schloss Paffendorf gezeigten Bilder sind nur ein kleiner Ausschnitt seines Werkes entdecke ich, als ich einen großen Ordner, der noch viel mehr seiner Bilder enthält, durchblättere. Landschaften finde ich dort, Ansichten von alten Häusern und eben Hühner. Die hat er nun weniger als Aquarell, sondern eher wie mit Tinte gemalt oder gezeichnet. Somit sind sie einerseits nicht „wirklich lebensecht“ und kommen auf der anderen Seite so richtig hühnertypisch daher, dass ich, erklärte Liebhaberin des Federviehs, gleich ganz begeistert bin. „Das sind aber nur ganz kleine Bilder“, wehrt er ab, „meistens nur 8 x 8 Zentimeter.“ Trotzdem, nach dem Umzug, so überlege ich mir, kommt das Huhn. Wenn ich nur genügend nebeneinander und übereinander an die Wand hänge, dann kriege ich bestimmt einen prima Hühnerstall zusammen.

„Ich will nur Freude machen“

Und noch etwas ist mir aus seiner kurzen Ansprache erinnerlich. „Ich will mit meinen Bildern Freude machen“, hat er da gesagt und deshalb widmet er seine Kunst auch vornehmlich den schönen und friedfertigen Motiven. Mag ja sein, dass seine Bilder dem ein und anderen Kunstkritiker deshalb nicht gefallen mögen, es fehlt ihnen als die gesellschaftskritische Komponente, aber mir, Herr Abts, mir haben Sie Freude gemacht und an einem grauen Augusttag ziemlich viel Farbe in mein Leben gebracht.

Fotos: DWW



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